Geröntgte Hände, hydrotherapeutische Güsse, vollständige Händedesinfektion, Transfer vom Bett in den Rollstuhl und ein je nach Art der Verletzung passender Pflasterschnitt als erste Hilfemaßnahme - oh je, das alles muss man erst mal verarbeiten.
Und ein Bett mit einem Pati enten darin auf die richtige Art frisch zu beziehen, dass sieht schon nicht leicht aus, aber es selber hinzubekommen ist noch zehnmal schwerer. Vor allem, wenn man das alles vorher noch nie selber gemacht hat. Aber genau dafür ist der Praxistag an unserer Schule konzipiert worden. Als eine Möglichkeit, Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten aus dem Gemeinsamen Unterricht (GU) von Jenaer Schulen einen ersten Einblick in das weite Feld „Gesundheit und Soziales“ zu geben und gemeinsam mit ihnen einige Elemente von Pflege und Gesunderhaltung praktisch umzusetzen.
Wie alle Jugendlichen haben auch viele von jenen aus dem Gemeinsamen Unterricht ein Interesse am Berufsfeld Gesundheit und Soziales. Dass ihnen der Zugang zu den meisten Berufen in diesem Bereich erst einmal versperrt scheint, ändert nichts an der Verpflichtung von Schule und Gesellschaft, ihnen Einblicke in diese Tätigkeitsfelder zu gewähren und sie in ihrem Interesse an einer späteren beruflichen Tätigkeit zu bestärken. Und weil sich auch der Bereich der beruflichen Bildung im Prozess der Inklusion weiter verändern wird, geht die SBBS für Gesundheit und Soziales mit diesem Praxistag ein weiteres Stück auf ihrem Weg zur berufsbildenden Schule für alle.
Sechs Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulen haben am 6. Februar gemeinsam mit zwei Begleitern und einer Kollegin aus Göschwitz (wo solche Praxistage im Rahmen des GU schon länger erfolgreich stattfinden) nach ihrer eigenen Einschätzung einen "spannenden und interessanten Tag erlebt, der auch viel Spaß gemacht hat". Diesen Erfolg verdankt der Tag vor allem dem besonderen Engagement von Schülerinnen und Schülern der Klassen A12 und K12B und den Kolleginnen Matzat, Klingebiel, Kähler, Saar, Schran und Grober. Denn diese haben es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur ermöglicht, auf sehr anschauliche Weise Einblicke in komplizierte Tätigkeiten zu erhalten, sondern sich danach auch bei einem sehr leckeren Essen wieder entspannen zu können.
Auch im kommenden Schuljahr wird es, wenn es nach dem Willen der Schulleitung, beteiligten Kolleginnen und vor allem auch nach den Wünschen der Schülerinnen und Schüler geht, wieder GU-Praxistage an unserer Schule geben.
In wenigen Jahren, da sind sich die Organisatoren des Praxistags, Frau M
atzat und Herr Dr. Gerlach sicher, werden wir ehemalige Teilnehmer als Schüler in der beruflichen Ausbildung bei uns begrüßen. Bis dahin sollten wir als Lehrer diese Tage auch für uns selber nutzen. Zum Beispiel als eine gute Möglichkeit, den Umgang mit Vielfalt zu trainieren und eine entsprechende Differenzierung ganz praxisnah zu entfalten.