Tiergesellschaften –
Eine Website von Carlo Hänsel und
Hannes Kämmer von der Schule für Gesundheit und Soziales in Jena (SBBS)
1. Begriffsklärung
Definition: Als Tierverband (Tiersozietät) bezeichnet man Individuen, die sich in einer Gruppe zusammenfinden und mehr oder weniger stark zusammenarbeiten. Die Individuen eines Tierverbandes sind soziale Lebewesen.
Abgrenzung: Nicht mehr eigentlich zur Tiergesellschaft zählt die bloße Aggregation, die Versammlung von Tieren aufgrund anziehender Umweltfaktoren nichtsozialer Art (subsozialer Verband). Eine Aggregation bilden z.B. Aaskäfer an einer Tierleiche, Schmetterlinge an einer Tränke, Laufkäfer in einem von Raupen stark befallenen Baum.
Im Unterschied zu solchen Ansammlungen werden die eigentlichen Verbände von einer sozialen Anziehung (sozial) zusammengehalten.
2. Unterteilung
Tierverbände lassen sich nach verschiedenen Kriterien gliedern:
1. danach, ob es sich um offene oder geschlossene Gruppen handelt und
2. danach, ob sich die Mitglieder der Gruppe untereinander "persönlich" (individuell) kennen oder nicht.
Zu 1:
Von einem "offenen Verband" spricht man, wenn jederzeit Mitglieder hinzukommen oder abwandern können, ohne dass sich die Grundstruktur der Gruppe wesentlich ändert.
Die Mitglieder eines "geschlossenen Verbands" sind dagegen nicht beliebig austauschbar.
Zu 2:
Kennen sich die Individuen "persönlich" untereinander, spricht man von "individualisierten Verbänden".
Kennen die Gruppenmitglieder sich nicht "persönlich", handelt es sich um "anonyme Verbände" (auch nichtindividualisierte Verbände genannt).
Anhand der Kombination dieser Gesichtspunkte (offen/geschlossen, anonym/individualisiert) lassen sich verschiedene Formen von Tierverbänden beschreiben:
a) offener anonymer
Verband
· Gruppenmitglieder kennen sich untereinander nicht individuell ("persönlich
· Zusammensetzung eines offenen anonymen Verbands kann sich fortlaufend ändern (einzelne Tiere können jederzeit ab- oder zuwandern), ohne dass sich die Grundstruktur der Gruppe ändert
· Im Unterschied zu einer Aggregation können die Mitglieder eines offenen anonymen Verbands jedoch gemeinsam handeln
· z.B. Mitglieder eines Fischschwarms können zeitgleich Richtung ändern, um einem Raubfisch zu entkommen (Siehe Bild)
· andere Beispiele für offene anonyme Verbände sind: Insekten-, und Vogelschwärme
b) geschlossener
anonymer Verband
· Gruppe von Tieren, bei der sich die Gruppenmitglieder untereinander nicht individuell ("persönlich") kennen
· Mitglieder der Gruppe erkennen sich an bestimmten gemeinsamen Merkmalen (z. B. dem Gruppenduft)
· zwischen Fremden und Angehörigen der Gruppe kann somit unterschieden werden
· Im Unterschied zum offenen anonymen Verband sind die Individuen der geschlossenen Gruppe nicht beliebig austauschbar (so werden z. B. fremde Artgenossen am Eingang eines Bienenstocks aggressiv abgewehrt)
· Beispiele für geschlossene anonyme Verbände sind: Insektenstaaten bei Ameisen, Bienen, Termiten, Wespen
c) individualisierter
offener Verband
· Zumindest einige Gruppenmitglieder kennen einander persönlich
· Beispiele für individualisierte offene Verbände sind: Brutkolonien von Pinguinen
d) individualisierter
geschlossener Verband
· Mitglieder kennen sich persönlich
· Gruppenspezifische Erkennungsmerkmale können vorhanden sein, sind aber letztlich nicht notwendig (da sich ja alle Tiere individuell kennen)
· Nur bei individualisierten geschlossenen Verbänden ist zu beobachten, dass das Verschwinden eines Gruppenmitglieds das Verhalten der anderen Mitglieder ändert z. B. indem nach einem vermissten Gruppenmitglied gesucht wird (z. B. bei Elefanten)
· Beispiele für individualisierte geschlossene Verbände sind: Tierverbände bei Elefanten, Löwen, Menschenaffen, Menschengesellschaften
Mehrere Tiere auf einmal sind nicht einfach nur eine Gruppe Tiere. Sie haben spezielle Namen wie "Herde", "Schule" oder "Schwarm".
-> Siehe http://www.tierchenwelt.de/funfacts/215-tiergruppen/393-tierverbaende.html
3. Bedeutung
Vorteile:
· jedes Einzeltier wacht und warnt
· Raubfeinde können leichter ausgemacht und abgewehrt bzw. verwirrt werden
· Finden und Fangen von Nahrung in der Gruppe leichter
· Weniger Zeit und Aufwand nötig, um Nahrungsquellen zu erschließen
· Gemeinsame Aufzucht von Nachkommen
· Voneinander lernen durch Nachahmung
· Eventuelle Arbeitsteilung (z.B. Ameisen)
· Temperaturregulation (Pinguine)
· Gegenseitige Fellpflege (z.B. bei Affen)
Nachteile:
· Gruppenmitglieder konkurrieren um Ressourcen, z.B. Nahrung, Nist- und Schlafplätze, Sexualpartner
· Nachteil für schwächere Tiere
· Parasiten oder ansteckende Krankheiten können sich schneller verbreiten
4. Quellen
Textquellen:
· http://wissen.werner-welt.de/tierverbaende.html
· http://www.mefa.jena.de/images/bioweb/Tierverband.htm
· http://www.tierchenwelt.de/specials/tierbegriffe/393-tierverbaende.html
· https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/tiergesellschaft/66671
· http://www.biologie-lexikon.de/lexikon/tierverband.php
Bildquellen:
· https://www.pinterest.at/leonardgibson/great-pics/
· http://www.f1online.de/de/bild-details/5861076.html
· http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-17995-2014-09-09.html
· http://www.mefa.jena.de/images/bioweb/Tierverband.htm