Klassengemeinschaften in der Berufsschule sind von kürzerer Dauer, gleichzeitig aber aufgrund der Entwicklungsphase der Schülerinnen und Schüler als Peergroup hoch bedeutsam.
Damit der Start in die gemeinsame Ausbildungszeit gut gelingen und eine Gemeinschaft entstehen kann, legen wir besonderen Wert auf die ersten Tage der Ausbildung, die als Projekttage in der Klassengemeinschaft gestaltet werden. Weitere gemeinschaftsbildende Projekttage werden nach den individuellen Bedarfen der Klassen in Verantwortung der Klassenlehrer und Klassenlehrerinnen organisiert.
Die Vielfalt der fachlichen Vorerfahrungen und Wissensbestände in einer Klassengemeinschaft bereichern die Fachdiskussionen, sind Ressource für die Lösung fachlicher Problemstellungen und bereiten auf die Arbeit in professionellen Teams vor. (vgl. Bildung + Lernwege)
Eine ausgeprägte Sozialkompetenz ist für die Arbeit in sozialen und Gesundheitsfachberufen von besonderer Bedeutung. Die Klassengemeinschaft bietet dafür einen Lern- und Erfahrungsraum.
Lernende und Lehrende nutzen diesen Raum zum Austausch von Gedanken, Meinungen und Ansichten, zum Hineinversetzen in andere Perspektiven und zur (konstruktiven?) Diskussion. Lehrerinnen und Lehrer leben eine offene und wertschätzende Kommunikation vor und unterstützen diese in der Klassengemeinschaft.
Konflikte in der Klassengemeinschaft werden als Übungsfeld zur Weiterentwicklung der Sozialkompetenz verstanden, nach Möglichkeit von den Beteiligten eigenverantwortlich gelöst und von den Lehrenden auf Wunsch begleitet und moderiert. Ziel ist es, die dauerhafte Zugehörigkeit jedes Einzelnen zur Klassengemeinschaft zu sichern. Sollten Konflikte innerhalb der Klasse nicht zufriedenstellend gelöst werden können, sodass sich Mitglieder der Klassengemeinschaft nicht mehr wohl oder sicher fühlen, stehen die Beratungslehrerinnen sowie der schulpsychologische Dienst zur Unterstützung zur Verfügung und auch das Recht zur Beschwerde kann im Rahmen des Beschwerdeverfahrens ausgeübt werden (vgl. Teilhabe – Beschwerdeverfahren). Außerdem verfügt die Schule über ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt, welches – wie auch das Beschwerdeverfahren – ein standardisiertes Vorgehen umfasst, das allen Beteiligten Handlungssicherheit gibt.
Über die Klassengemeinschaft hinaus betrachten wir auch die gesamte Schule als wichtige identitätsbildende Gemeinschaft.
Für die Entwicklung einer lebendigen Schulgemeinschaft steht unsere Schule vor besonderen Herausforderungen. Die Größe der Schule mit über 1000 Schülerinnen und Schülern, die acht verschiedenen Schulformen und 20 Ausbildungsrichtungen, die Aufteilung auf drei Unterrichtshäuser und der häufige berufsschulspezifische Wechsel in großen Teilen der Schulgemeinschaft erfordern besonderes Augenmerk und Engagement, damit ein Gemeinschaftsgefühl in der gesamten Schule entstehen kann.
Gemeinschaftsbildende Aktivitäten müssen regelmäßig jährlich und vorhersehbar geplant werden, damit Viele daran teilhaben können. Sie müssen Freude am Austausch und gemeinsames Handeln ermöglichen, damit ein Schulgemeinschaftsgefühl entstehen kann. Das gemeinsame Schul- und Sportfest und das Weihnachtssingen sind solche Aktivitäten, zu denen alle eingeladen sind.
Ebenso tragen der regelmäßige Blutspendetag, der Vorlesewettbewerb und die klassenübergreifende Teilnahme an Wettbewerben wie z.B. „Jugend will sich erleben“ zu einem Gemeinschaftsgefühl bei, indem Schüler und Schülerinnen sich über die Klassengrenzen hinweg begegnen und an einer gemeinsamen Sache arbeiten.
Der Titel „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“, den unsere Schule verliehen bekommen hat, fordert die gesamte Schulgemeinschaft immer wieder heraus, sich über diese Werte zu verständigen und diese im Alltag zu leben. Dies bedeutet das aktive Eintreten gegen rassistische Äußerungen und Handlungen ebenso wie gegen Diskriminierungen aufgrund anderer Persönlichkeitsmerkmale (wie Sexualität, Religion, Alter u.a.). Gemeinsame Aktivitäten wie die Pflege der Stolpersteine oder Ausstellungen zu diskriminierungsbezogenen Themen in der Schule helfen dabei, diese Werte innerhalb der Schulgemeinschaft lebendig zu halten (vgl. Kooperationen).
Das Kennenlernen anderer Ausbildungsrichtungen weckt die Neugier auf fachfremde und fachverwandte Inhalte, welche eine Grundlage für das spätere Arbeiten in multiprofessionellen Teams ist. Hierfür bietet sich z.B. die Möglichkeit, wenn beim Schulfest die verschiedenen Fachrichtungen ihre Ausbildungen über Mitmachangebote vorstellen oder wenn Schülerinnen und Schüler als Lotsen am Tag der Offenen Tür die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten auch Außenstehenden präsentieren.Die Cafeteria und die Sitzmöglichkeiten in den Fluren und auf dem Schulhof ermöglichen, dass Schülerinnen und Schüler sich auch außerhalb des Klassenraums begegnen und z.B. die Pausen gemeinsam verbringen können.