Weimar und Buchenwald im Nationalsozialismus

Anfang Dezember fuhren wir Schüler der Sozialassistenz mit unserer Lehrerin Frau Polten zu einem mehrtägigen Lernen-am-anderen-Ort Projekt nach Weimar. Die Ankunft in der Europäischen Jugend Bildungs- und Begegnungsstätte lief reibungslos und wir wurden freundlich begrüßt. Unser Seminar, geführt durch Lothar Billep, einem geschichtlich versierten Bildungsreferenten, begann mit einer kleinen Vorstellungsrunde und der Klärung, was wir mit der historischen Stadt Weimar verbinden.

Unsere erste große Frage beinhaltete unter anderem einige Klärungen zu Abkürzungen der Organisationen im Nationalsozialismus sowie das Thema Volksgemeinschaft und Gemeinschaftsfremde.

Nach einem einwandfreien Mittagessen erhielten wir eine Führung durch Weimar, um uns an verschiedenen historischen Gebäuden die Klassik und die NS-Zeit zu vergegenwärtigen.

Zuerst hielten wir an der ehemaligen Reithalle des Fürsten von Weimar. Dort erfuhren wir, dass diese während der NS-Zeit als Büro und Archiv der Gestapo genutzt wurde. Danach statteten wir dem sogenannten Ghettohaus einen Besuch ab. Hier wurden während des 2. Weltkrieges die in Weimar verbliebenen Juden zusammengetrieben. Danach ging es zum Glockenturm beim heutigen Einkaufszentrum Atrium, welcher nur zu einem Drittel fertiggestellt wurde. Hier sollte unter anderem als Machtzentrale der NSDAP in Thüringen ein riesiger Komplex entstehen, das Gauforum Weimar. Wir warfen einen Blick in die Ausstellung, welche sich im Glockenturm befindet. Zum Schluss gab es noch einen kurzen Abstecher zum Hotel „Elephant“, in welchem, da Hitler hier vierzig Mal einkehrte, permanent eine Suite für ihn zur Verfügung stand. Dann war es aber Zeit für den Weg zurück zur EJBW. Nach Kaffee und Kuchen folgte eine kleine Auswertung der Stadtführung und eine kurze Vorbereitung für den nächsten Tag in der Gedenkstätte Buchenwald. Unsere Freizeit verbrachten wir in der Stadt und beim geselligen Zusammensein im Clubraum der EJBW.

Am zweiten Tag fuhren wir mit dem Bus auf den Ettersberg. Dort besichtigten wir das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald und konnten uns sogar einige Orte ansehen, welche für den Rest der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Zum Beispiel konnten wir in die letzte noch erhaltene Baracke hineingehen, um uns dort unter anderem einige Fundstücke, die man bei Ausgrabungen und Untersuchungen in Buchenwald gefunden hatte, anzusehen und diese ein wenig zu analysieren. Wir besichtigten einen der noch erhaltenen Wachtürme von innen. Oben beschäftigte uns der Gedanke daran, dass hier einst Maschinengewehre positioniert waren und diese auf Menschen schossen. In der Nacht war durch einen drehbaren Suchscheinwerfer das Konzentrationslager hell beleuchtet und bereits die Andeutung in Richtung des Zaunes zu gehen, führte zu Erschießungen. Anschließend gingen wir noch zu den Überresten einer alten Eiche. Unter jener soll Goethe während seiner Lebzeiten gerne gesessen haben, wenn er mal wieder einen Spaziergang unternahm. Diese „Goethe-Eiche“ wurde als einzige während des Baus des Konzentrationslagers vor der Rodung verschont. Leider verbrannte sie 1944 bei Luftangriffen der Alliierten. Aus einem der letzten Reste des Eichenholzes konnte der in Buchenwald inhaftiere Künstler und Schriftsteller Bruno Apitz eine Skulptur anfertigen, die nach ihrer Fertigstellung aus Buchenwald geschmuggelt werden konnte.

Auf dem noch vorhandenen Baumstumpf der Eiche stellten wir eine Kerze in Gedenken an jene ab, die in Buchenwald oder einem der über 100 Außenlager umgekommen sind.  Verbunden war das mit der Hoffnung, dass es nie wieder eine solche Monstrosität gibt, bei der jegliches Menschsein zerstört wird.

Am Nachmittag, als wir das Gefühl hatten, viel Neues gesehen und erfahren zu haben, fuhren wir in die Stadt zurück und genossen unsere Freizeit auf dem Weihnachtsmarkt und der Eisbahn vor dem Deutschen Nationaltheater.

Am letzten Tag unserer dreitägigen Bildungsfahrt begannen wir morgens mit einer kurzen Nachbereitung des vorigen Tages. Aber auch in den letzten paar Stunden wurde es noch einmal interessant. Aufgeteilt in Gruppen bekam wir einen Lebenslauf und sollten Richter spielen. War unsere Person lediglich Mitläufer im Nationalsozialismus? Oder war sie Täter, oder Opfer? Und welche Strafe hätte sie verdient? Dabei gingen die Meinungen stark auseinander.

Nach dem Mittagessen bedankten wir uns bei unserem pädagogischen Leiter Lothar Billep und unserer Lehrerin Frau Polten für die Organisation dieser drei sehr informationsreichen Tage.

Danken wollen wir hier auch der gesamten Belegschaft der EJBW für unsere sehr gute Unterbringung und Verpflegung!

Alina und Julian (SOA24)