otz 13 08 18 kleinAktion am Mittwoch zur Erfassung potenzieller Spender für Stammzellen an Jenaer Berufsschulen

Jena. Mit einem Schlag könnte es am nächsten Mittwoch über 1000 neue Helden in Jena geben. Voraussetzung: Fast alle der dann erreichbaren Schüler und Lehrer an Jenaer Berufsschulen machen mit und lassen sich von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren. Damit werden sie potenzielle Spender von Stammzellen und können Menschen retten, die an Blutkrebs erkrankt sind – sofern alle Gewebe-Eigenschaften von Patient und Spender übereinstimmen.

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Große Erwartungen setzen sie auf die Erfassungsaktion: Stammzellenspenderin Franziska Gärlich, Jana Liebmann von der Sparda-Bank, die die Aktion finanziell unterstützt, Richard Brömel, Alexander Rödiger, Frank Weingart, Babette Gebhardt, Dagmar Kunze und Birgit Tischendorf (von links) Foto: Michael Groß

Das sind wahre Helden, wie Babette Gebhardt von der DKMS findet. Man glaubt es ihr gern. Schließlich konnte vor Jahren auch ihr Sohn Arne im Alter von 17 Jahren durch eine solche Knochenmarkspende gerettet werden.

An jenem Mittwoch wird es nun eine große Registrierungsaktion der DKMS an der Berufsschule für Gesundheit und Soziales, der Stoyschule (Wirtschaft/Verwaltung) und dem Berufsschulzentrum Göschwitz geben. Geplant sind informative Vorträge für alle Schüler und Lehrer mit dem Angebot zur freiwilligen Registrierung.

Das sei auch ganz einfach, wie Babette Gebhardt sagt. Jeder, der sich registrieren lassen möchte, brauche bloß einen Fragebogen zu seinen persönlichen Daten auszufüllen und mit drei Wattestäbchen eine Speichelprobe abzuliefern. Diese Daten – unter anderem auch zu Blutgruppe und Virenstatus – werden in der zentralen Datei gespeichert und mit Daten der auf Stammzellenspenden wartenden Patienten abgeglichen.

Ja, und dann kann es so kommen, wie es auch die Jenaer Zahnmedizin-Studentin Franziska Gärlich schon ein halbes Jahr nach ihrer Registrierung erlebt hat: Sie erhielt bei der Beerdigung ihrer Uroma plötzlich einen Anruf, dass es eine Patientin gäbe, für die sie Stammzellen spenden könnte. So geschah es dann auch. Franziska konnte damit eine ältere Dame in Eisenberg retten. „Für mich war dies ein Zeichen: Meine Uroma ist gegangen, doch dafür konnte ich ein anderes Leben bewahren.“

Auch der kleine Fredrik aus Jena konnte vor zwei Jahren dank des Heldentums vieler Menschen gerettet werden. Auch die Fußballer vom FC Carl Zeiss Jena und viele Fans hatten sich für Fredrik registrieren lassen. Durch diese große Welle der aktiven Anteilnahme war es tatsächlich gelungen, einen geeigneten Spender zu finden. Professor Bernd Gruhn, erfahrener Kinderarzt an der Jenaer Universitäts-Kinderklinik, bestätigte gestern, dass es dem siebenjährigen Fredrik wieder gut gehe, er zur Schule gehen und mit Freunden spielen könne. Es sei schon beeindruckend, wie eigentlich jeder zu einem Helden werden kann, sagt auch einer, der selber erst vor wenigen Tagen zum Helden wurde – Alexander Rödiger aus Oberhof, der eine Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang gewonnen hat. „Ich habe bei Olympia einen Infostand der DKMS gesehen und fand dies eine tolle Chance, anderen Menschen zu helfen. Vielleicht kann ich ja auch andere dazu ermuntern.“

Und so wird der Olympionike am Mittwoch auch bei der Jenaer Aktion dabei sein, sich natürlich registrieren lassen und, wie er sich wünscht, auch anderen ein gutes Beispiel geben.

Das hoffen auch Dagmar Kunze, stellvertretende Schulleiterin der Gesundheitsschule, Frank Weingart, stellvertretender Schulleiter am Berufsschulzentrum Göschwitz, und Richard Brömel, Schulleiter der Stoyschule. Für die Gesundheitsschule wird es schon die vierte Aktion seit dem Jahr 2006 sein, berichtet Birgit Tischendorf, die auch dieses Mal die Organisation in den Händen hält. Für die anderen beiden Schulen wird es eine Premiere sein.

Und es lohnt sich, betont Babette Gebhardt. Denn allein von der Jenaer Gesundheitsschule konnten bereits 13 registrierte Spender auch zu wirklichen Lebensrettern werden.

Michael Groß/17.03.18

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