Die Zufriedenheit überwiegt
Ulla Rempke, Schulleiterin der "MEFA", wird heute in den Ruhestand verabschiedet
Jena (09.07.2008 OTZ).
Ulla Rempke (63) vor dem Neubau. (Foto: OTZ/Lutz Prager) |
Die Leiterin der "MEFA", wie die frühere Medizinische Fachschule an der Uni auch heute noch genannt wird, geht nach 42 Dienstjahren in den Ruhestand. 18 davon war sie Leiterin der Berufsschule. OTZ sprach mit ihr über diese Zeit.
Frau Rempke, Sie verabschieden zum letzten Mal Berufsabsolventinnen und überreichen die Zeugnisse. Was überwiegt, Wehmut oder Zufriedenheit am Ende eines erfolgreichen Berufslebens?
Die Zufriedenheit überwiegt. Ich bin im Februar 1990 von meinen Kolleginnen und Kollegen zur Schulleiterin gewählt worden. Das wollte in diesen unübersichtlichen Zeiten niemand machen. Ich hatte mir eine Frist von einem Jahr gegeben, weil ich eigentlich viel lieber weiter Lehrerin bleiben wollte. Sie sehen ja, was daraus geworden ist. Fast ein halbes Berufsleben.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Auf den unglaublichen Wandel, den wir gemeinsam geschafft haben, denn ohne Kollegen kann ein Schulleiter nichts bewirken. Wir haben den Trägerwechsel von der Uni zu DDR-Zeiten zur Stadt ab 1992 geschafft. Aus einst acht Berufen im medizinischen Bereich sind 18 geworden.
Ganz besonders stolz sind wir aber auf unseren neuen Schulstandort hier in Lobeda-Ost. Der kann sich mit jeder Schule bundesweit messen. Genauso wie die Qualität unserer Ausbildung. Ich habe eben bei der Zeugnisausgabe mit einigen Schülerinnen gesprochen. Fast alle haben bereits einen festen Arbeitsvertrag, auch wenn der Arbeitsort leider nicht immer in Thüringen liegt.
Wenn Sie zum Arzt oder ins Klinikum gehen, sind Sie doch sicher bekannt wie ein "bunter Hund".
Das stimmt. Ich kenne eigentlich die Schwestern auf allen Stationen. Viele davon sind durch meine "Finger gegangen" und nicht wenige haben heute leitende Positionen inne. Das gibt immer ein "Hallo", wenn man sich wieder sieht. Das ist einfach schön. Inzwischen habe ich von einigen meiner Schülerinnen schon wieder die Kinder in der Berufsschule. Schließlich habe ich 1976 hier angefangen.
Wie sind Sie eigentlich zu Ihrem Beruf gekommen?
Meine Mutter war Krankenschwester und mein Vater Lehrer. Von daher scheinen mir die beiden Professionen in die Wiege gelegt worden zu sein. Ich hatte nach zwölf Jahren Schule zunächst Krankenschwester in Dresden gelernt, denn ich stamme aus Kamenz. In Dresden habe ich dann geheiratet, zwei Kinder bekommen und 1968 sind mein Mann, der aus Jena stammt und in Dresden studiert hat, und ich hierher gezogen. Zunächst habe ich in einer Kinderkrippe gearbeitet, was mir auch viel Spaß machte, und 1976 wurde eine Stelle an der MEFA frei. Seitdem bin ich mit Leib und Seele Medizinpädagogin. Den Diplom-Abschluss habe ich im Fernstudium erworben.
Welche Fächer haben Sie unterrichtet?
Ich habe Schwesternschülerinnen in Krankenpflege und Arzneimittellehre unterrichtet. Letzteres war immer mein Hauptfach, bis zum Schluss.
Was haben Sie sich für den Ruhestand vorgenommen?
Ich freue mich auf mehr Zeit mit meiner Familie, vor allem mit den drei Enkelkindern. Die Familie ist schon arg kurz gekommen, zumal mein Mann bis vor einem Jahr Schulleiter des Berufsschulzentrums in Göschwitz war. Ich freue mich darauf, viel zu reisen.
Gibt es da ein Traumziel?
Wir lieben den skandinavischen Raum. Diesen Sommer reisen wir nach Island.
Wie warm ist es da jetzt im Sommer?
Um die 15 Grad Celsius. Das reicht uns. Vielleicht komme ich ja demnächst auch noch einmal nach Tirana, da ist es wärmer.
Was wollen Sie in Albanien?
Dort möchte ich beim Aufbau einer medizinischen Berufsschule helfen. Die Kontakte wurden über die ÜAG Jena geknüpft. Natürlich nicht als bezahlter Berater, sondern einfach ehrenamtlich.
Interview: Lutz Prager
09.07.2008
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- Zuletzt aktualisiert: 07. September 2008
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